Vom Kap der Guten Hoffnung um die ganze Welt

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Der Siegeszug der Pelargonie

Pelargonien, besser unter dem Namen Geranien bekannt, sind im Sommer allgegenwärtig. Sie zieren Balkone, Gärten und Terrassen in Europa und vielen anderen Ländern weltweit. Die Geranie ist für Menschen in der ganzen Welt nicht nur ein Symbol für widerstandsfähige Schönheit, sondern auch der Inbegriff von Heimat. So sehr, dass die Schweizer die Pflanze gar zu ihrer Nationalblume erkoren haben. Dabei ist die schöne Grazie in Europa eigentlich eine Exotin. Die ursprüngliche Heimat der Pelargonie ist das südliche Afrika. Vom Kap der Guten Hoffnung aus startete sie im 17. Jahrhundert ihren Siegeszug um die Welt.

Südafrika, die Wiege der Pelargonien

In Südafrika findet man mehr als 250 Wildarten der Pelargonie, rund 50 davon allein in der Gegend um den Tafelberg. Auch in Australien, Neuseeland, dem Iran oder Irak sind Pelargonien heimisch, nirgendwo ist der Artenreichtum jedoch so groß wie in Südafrika. Mit unseren heutigen Zuchtformen haben viele der Wildarten dabei kaum etwas gemein. Einige wachsen zum Beispiel buschartig und werden bis zu zwei Meter hoch, andere Arten wachsen sukkulent in Wüsten und Halbwüsten. Diese bis zu einen Meter hohen Pflanzen besitzen oft dicke Stämme, die ihnen als Wasserspeicher dienen. Die südafrikanischen Ureinwohner nutzten Pelargonien aufgrund der in ihnen enthaltenen ätherischen Öle schon früh zur Herstellung von Medizin und Kosmetika.

Vom Kap der Guten Hoffnung ins niederländische Leiden

Wann und wie genau die ersten Pelargonien nach Europa gelangten, ist nicht überliefert. Es wird aber berichtet, dass ein Gärtner am Hofe des englischen Königs bereits im Jahr 1632 eine blühende Pelargonie besessen haben soll. Als sicher gilt, dass im Jahr 1672 mehrere wilde Pelargonienarten von Südafrika an die Universität Leiden in den Niederlanden gebracht wurden. Bereits im Jahr 1652 hatten die Niederländer am Kap der Guten Hoffnung in Südafrika eine Niederlassung errichtet, die ihren Schiffen auf dem Weg in die Holländisch-Ostindische Kompanie als Versorgungsstation diente. Der Deutsche Paul Hermann, ein in holländischen Diensten stehender Schiffsarzt und Botaniker, nutzte 1672 einen mehrtägigen Aufenthalt am Kap, um die Pflanzenwelt rund um den Tafelberg zu studieren. Dabei entdeckte er neben zahlreichen anderen Blühpflanzen auch die Pelargonien, und er beschloss, einige Exemplare davon in die Niederlande verschiffen zu lassen. 

Der Siegeszug der Pelargonie

Von Leiden aus gelangte die schöne Exotin zunächst in weitere botanische Gärten in den Niederlanden. Im 18. Jahrhundert war sie dann in botanischen Gärten überall in Europa zu finden. Der Adel und wohlhabende Städter entdeckten die schöne Pflanze für sich und kultivierten sie in ihren Gärten und Gewächshäusern. Von Anfang an war die Pelargonie fälschlicherweise unter dem Namen Geranie bekannt. Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde sie der botanischen Gattung Pelargonium zugeordnet. Die richtige Bezeichnung Pelargonie konnte sich allerdings bis heute nicht gegen den Namen Geranie durchsetzen. Im 19. Jahrhundert verbreitete sich die Pelargonie schließlich flächendeckend in ganz Europa. Zahllose Sorten mit unterschiedlichen Blütenfarben, Wuchs- und Blätterformen entstanden. Im Jahr 1852 hatte die Pflanze bereits einen derart großen Bekanntheitsgrad erreicht, dass sie in der deutschen Zeitschrift „Gartenflora“ als Modepflanze bezeichnet wurde. Dabei trat die Pelargonie anfangs vor allem in den Städten in Erscheinung. Zum typischen Balkonschmuck ländlicher Bauernhäuser wurden sie erst, nachdem reiche Städter und deren Bedienstete mehr und mehr Pflanzenstecklinge mit aufs Land gebracht hatten. Für den Siegeszug der Pelargonie waren übrigens nicht allein die Niederländer verantwortlich. Auch britische Reisende hatten früh Pelargonien von Südafrika mit nach Europa gebracht, und Züchter in Großbritannien hatten bereits im 18. Jahrhundert damit begonnen, verschiedene Pelargoniensorten miteinander zu kreuzen. Ab dem 19. Jahrhundert wurde dann auch in anderen europäischen Ländern unablässig an der Züchtung neuer Sorten gearbeitet. 1826 wurden im Weimarer „Hortus Belvederanus“ bereits 352 Geranienarten und Hybriden beschrieben. Neben englischen und niederländischen waren besonders deutsche Züchter entscheidend an der Entstehung dieser Sortenvielfalt beteiligt. Doch die Pelargonie gewann nicht nur als Zierpflanze immer mehr an Bedeutung. In Südfrankreich und Algerien entwickelte sie sich zu einem echten Wirtschaftsfaktor. Dort baute man die Pflanzen Mitte des 19. Jahrhunderts im großen Stil an, um aus ihnen einen süßlich riechenden Duftstoff für die Parfumindustrie zu gewinnen.

Die globalisierte Pelargonie

Heute ist die Zucht und Produktion von Pelargonien ein weltweites Geschäft. Jedes Jahr werden zahlreiche neue Sorten entwickelt. Das aktuelle Pelargoniensortiment umfasst mehr als 500 verschiedene Typen. Die meisten davon gehen dabei auf einige wenige der etwa 280 bekannten Wildarten zurück. In Gewächshäusern in Äthiopien, Kenia, Mexico und Guatemala wachsen die Mutterpflanzen der modernen Pelargoniensorten im dort herrschenden sonnigen Klima heran. Von diesen Mutterpflanzen werden Jahr für Jahr Millionen von Stecklingen geerntet, die dann per Flugzeug in ihre Bestimmungsländer gebracht werden, wo sie in Produktionsgärtnereien zu verkaufsfertigen Pflanzen heranwachsen.

Heute werden allein in Europa jedes Jahr etwa 500 Millionen Pelargonien verkauft. Und ein Ende dieser Erfolgsgeschichte ist nicht in Sicht.